Erstmals seit 2011 gingen in der europäischen Finanzbranche 2016 die Erträge spürbar zurück, und das bei wachsender Kreditvergabe sowie steigendem Kundeneinlagevolumen. Beide Kriterien konnten den andauernden Margenverfall nicht bremsen, in Portugal und Italien wird die Lage durch faule Kredite zusätzlich verschlechtert. Zu diesen Resultaten kommt das Beratungshaus A.T. Kearney in seinem Retail Banking Radar 2017 nach der Untersuchung von nahezu 100 Geldhäusern in 22 europäischen Staaten.
Im vergangenen Jahr gelang es den deutschen Banken, das aus Einlagen und Krediten bestehende Geschäftsvolumen auszuweiten und 0.7 Prozent mehr an Provisionserlösen einzunehmen. Obwohl das Volumen mit 3.9 Prozent deutlich über dem europäischen Schnitt von 3.1 Prozent lag, reichte es nicht zum Ausgleich der schwindenden Zinsspanne aus. Gleichwohl konnten die deutschen Bankhäuser bei zurückgehenden Erträgen ihre Gewinne stabil halten. Ursachen dafür waren Bewertungseffekte und Einsparungen auf der Kostenseite. Aus dieser Perspektive betrachtet, schneiden sie sogar besser ab als viele europäische Mitbewerber.
Auf der anderen Seite hinken deutsche Privatbanken seitens der Profitabilität der europäischen Konkurrenz deutlich hinterher. Während eine deutsche Bank pro Kunde 153 Euro Gewinn verbuchen kann, erzielen die Institute anderer europäischen Länder mit 633 Euro den vierfachen Wert.
Die deutschen Häuser bekommen ihre Kosten nicht in den Griff, zu dieser Ansicht kommt die Studie des Beratungshauses A.T. Kearney und Experten kennen auch den Grund. Demnach nutzen die deutschen Privatkundeninstitute bislang nicht die gebotenen Gelegenheiten zur strukturellen Bereinigung. In Bezug auf Kosteneffizienz belegen die Banken Deutschlands und Österreichs die hintersten Plätze im europäischen Vergleich. Die deutschen Kreditinstitute finden sich trotzt geringer Risikovorsorge auch 2016 abgeschlagen im letzten Drittel der Studienteilnehmer wieder.
Bildmaterial: cl_Stock@fotolia