Eine Kehrtwende in der Geldpolitik der EZB ist einstweilen nicht in Sicht. Auch die neue Präsidentin der Euro-Notenbank, Christine Lagarde, lässt keinen Kurswechsel erkennen. Solange die Konjunktur im Euro-Raum schwächelt und eine hohe Schuldenlast manchen Mitgliedsstaat drückt, werden die Zinsen historisch niedrig bleiben.
Für die Banken ist das eine schlechte Nachricht. Denn die anhaltend niedrigen Zinsen belasten die Ertragslage nachhaltig. Der Zinsüberschuss – die Differenz zwischen Zinserträgen aus Krediten und Zinsaufwendungen für Sparer-Einlagen – hat sich in der Niedrigzins-Ära glatt halbiert. Damit ist eine Hauptertragssäule der Institute wenn nicht weggebrochen, so doch deutlich dünner geworden. Der Grund dafür: auf der Einlagenseite reagieren die Zinsen auf Leitzinsveränderungen weniger elastisch als auf der Kreditseite.
So haben es die Banken lange vermieden, Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. Dies lässt sich nicht weiter durchhalten. Bei großen Anlagesummen berechnen etliche Institute schon länger Strafzinsen. In Form von Gebühren und “Verwahrentgelten” erreichen sie zunehmend auch Normalanleger. Die Sicherung der Erträge ist dringend nötig, denn auf den Instituten lasten nach wie vor große Kostenblöcke durch das Filialnetz und ihr Personal – allen Sparmaßnahmen und Rationalisierungen zum Trotz. Außerdem erfordern Investitionen in Restrukturierung, Neuaufstellung und Digitalisierung viel Geld.
Die Banken sind keineswegs die einzigen Finanzdienstleister mit Zinssorgen. Mindestens genauso leiden Bausparkassen und Versicherungen, allen voran die privaten Lebens- und Krankenversicherer. In Zeiten niedriger Zinsen entfällt ein wesentlicher Vorteil des Bausparens – das Geschäftsmodell kommt an seine Grenzen. Lebens- und Krankenversicherer erleben einen nachhaltigen Verfall ihrer Anlageerträge. Auch hier wird das Geschäft belastet – Lebensversicherungen sind unattraktiv und die Krankenversicherung wird (noch) teurer.
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