Im Jahr 2018 gingen die Banken von einer Stabilisierung des Zinsniveaus auf niedrigem Niveau aus. Es wurde für den Zeitraum zwischen 2018 und 2023 eine um 19 Prozent sinkende Gesamtrentabilität erwartet. Diszipliniert stellten sich die Häuser auf schwindende Gewinne ein, weil ihnen schließlich von der EZB eine baldige Trendwende in Aussicht gestellt wurde. Bei wieder ansteigenden Zinsen hätten sie im 5-Jahres-Zeitraum auf eine um 10 Prozent wachsende Rentabilität hoffen dürfen. Die letzte Zinsentscheidung der EZB hat diese Erwartungen überraschend ad Absurdem geführt. Bundesbank und BaFin erkundeten im aktuellen Stresstest die Erwartungen der heimischen Geldhäuser.
Im zweiten Quartal befragten Bundesbank und BaFin etwa 1.400 mittelgroße und kleine Institute vor Ort. Diese decken mit 38 Prozent der Gesamtbilanzsumme circa 89 Prozent des Sektors ab. Zur Disposition standen mehrere Szenarien bei unverändert bleibenden Bilanzen.
Das nun eingetretene zweite Stresstest-Szenario wird von der BaFin allerdings wie folgt relativiert: Ein Rückgang der Eigenkapitalquote um 3,5 Prozent, würde weiterhin eine solide Basis bedeuten.
Banken sehen den jüngsten EZB-Beschluss nicht besorgniserregend, sie planen vielmehr, die Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. Die Häuser lehnen negative Zinsen zwar ab, jede zweite Bank will ihre Kundschaft jedoch an den Negativzinsen beteiligen. Zunächst sind nur Geschäftskunden und vermögende Privatleute davon betroffen. Bald könnte die Welle alle Kleinanleger und Sparer erfassen, denn eine Trendwende ist in weite Ferne gerückt.
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