Warum wird überhaupt Größe angestrebt? Die Antwort ist einfach. Man erhofft sich Skaleneffekte. Bei steigenden Betriebsgrößen eröffnen sich Chancen für sinkende Durchschnittskosten. Bei Zusammenschlüssen können Synergien genutzt werden, es sind Kosteneinsparungen durch Vermeidung von Doppeltarbeit und Überschneidungen in der Marktabdeckung möglich. Außerdem lässt sich die Marktposition verbessern. Zumindest in der Theorie – in der Praxis zeigt sich häufig, dass die Erwartungen enttäuscht werden.
Größe kann auch Nachteile haben. Kunden profitieren nicht unbedingt, wenn ihre Bank größer wird und es weniger Wettbewerber am Markt gibt. Weder werden Leistungen dadurch zwangsläufig besser, noch werden sie günstiger. Im Gegenteil – bei Fusionen geht meist ein Stück Kundennähe verloren und in der Kunde-Bank-Beziehung wird die Bank gestärkt, der Kunde dagegen geschwächt. Wissenschaftliche Untersuchungen von Bankenzusammenschlüssen in der Vergangenheit bestätigen diesen Eindruck.
Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist eine Bankenstruktur mit nur wenigen großen Playern nicht automatisch von Vorteil. Abgesehen davon, dass hier oligopolistische Verhaltensweisen wiederum zu Lasten der Kunden gefördert werden, ist ein solches Bankensystem anfälliger für Finanzkrisen als ein kleinteilig organisiertes. Fällt eine “systemrelevante” Bank aus, wirkt sich das bei wenigen Banken sehr viel stärker aus als in einer breiter aufgestellten Bankenstruktur. Es kann dann zu einem Kaskadeneffekt kommen. Der Ausfall einer Bank trifft zunächst deren Kunden, dann deren Kunden und Lieferanten usw.. Schließlich gerät die ganze Wirtschaft in Mitleidenschaft.
Es gibt daher Argumente für einen “gesunden” Banken-Mix aus kleineren, mittleren und größeren Instituten. Er garantiert Wettbewerb und Stabilität des Bankensystems gegenüber den Unwägbarkeiten der Finanzmärkte.
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